Rescue Me, 22.4.2016

Rescue Me, 22.4.2016

spinnerei Traun

Vor dem Veranstaltungshaus kommt meiner Begleitung und mir die Melodie von Helene Fischers „Atemlos“ entgegen, was uns schlagerpartyscheue TheaterbesucherInnen nicht allzu dringend in den Saal zieht. Als KennerInnen von BRG Traun-Stücken ist es vielmehr die Neugierde, was es damit auf sich haben könnte, die uns nach drinnen lockt. Ein unauffälliges Zum-Platz-Schleichen ist ausgeschlossen. Wir sind gezwungen, zwischen zwei Zäunen aus SchauspielerInnen zu gehen. Staatenlos singen sie. Staatenlos? Klar, sie müssen die Flüchtlinge meinen. Oder doch mich? Mein Pass wird mir abgenommen. Das verunsichert mich, da ich eine chaotische Rückgabe befürchte und definitiv nicht ohne Pass, staatenlos, heimkehren möchte. Spätestens als die Performance mit Handkes Publikumsbeschimpfung eingeleitet wird, kann ich mich nicht mehr als bloße Theaterbesucherin betrachten. Ich habe nicht mehr den Vorteil derer, die aus dem Dunkel ins Licht schauen. Ich war bereits Teil der Performance bevor sie offiziell begonnen hat.

Genau so, wie sie mich zu Beginn ins Geschehen involviert hat, wird sie mich auch bis zum Ende nicht mehr loslassen. Die dargestellten Szenen bewegen und bestürzen mich. Mit jedem gekonnt erzeugten Bild, das wohl kaum jemanden im Saal kalt lassen könnte, denke ich, „Ich fühle mich so berührt.“, bis mich der Satz einer Schauspielerin aus dieser Berührung reißt: „Über das Thema Retten zu sprechen ist nicht berührend. Berührend ist, was wirklich passiert.“ Kurz dadurch verunsichert, ob ich nun berührt sein dürfe oder nicht, fällt mir wieder ein, dass ich nicht bloß Zuschauerin bin. Die unsichtbare Trennung zwischen Akteuren und Publikum ließe sich leicht durchbrechen. Bis zum fulminanten Ende der Performance bin ich aufgewühlt und verlasse mit meinem Pass und dem dringenden Willen, etwas zu bewirken – und sei es bloß, die richtige Entscheidung bei der Bundespräsidentschaftswahl zu treffen – die Veranstaltung.

Dieses Gefühl sollte mehreren Menschen zugänglich gemacht werden.

Regina Reisinger, 8B

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